Im Jahr 1830 gab es in Paris einen Aufstand der Schneider. Die Berufsleute stürmten die erste Nähmaschinenfabrik der Welt. In gewisser Weise lässt sich das Ereignis des Schneideraufstands und die aktuelle Angst vieler Menschen vor künstlicher Intelligenz miteinander vergleichen. Im Fall des Schneideraufstands hatten die Schneider Angst davor, dass die Einführung der Nähmaschine ihre traditionelle Handwerkskunst überflüssig machen und sie arbeitslos würden. Diese Sorge war nicht unbegründet, da die Nähmaschine die Produktivität im Bereich der Textilproduktion erheblich steigerte. In beiden Fällen geht es um die Angst vor technologischem Fortschritt, der den Menschen überflüssig macht.
Es gibt jedoch auch wichtige Unterschiede zwischen beiden Ereignissen. Der Schneideraufstand war eine direkte Reaktion auf eine bestimmte technologische Innovation, während die Sorge vor künstlicher Intelligenz breiter gefasst ist und verschiedene Aspekte umfasst, wie zum Beispiel den Einsatz von KI in der Automatisierung, Robotik, Entscheidungsfindung und Datenanalyse. Und dann ist da noch die grosse Angst, dass sich der Mensch durch KI selbst abschaffen oder eine Diktatur aus Maschinen die Macht über uns erlangen könnte.
Aktuell ist viel von den Gefahren und Risiken der KI-Entwicklung die Rede. Deshalb sollen hier für einmal die positiven Aspekte insbesondere für die Kommunikationsbranche hervorgehoben werden:
Gesellschaftlich und global gesehen könnte KI uns in der Zukunft bei der Bewältigung vieler gesellschaftlicher Herausforderungen helfen – von der Behandlung von Krankheiten bis zur Minimierung von Umweltauswirkungen zum Beispiel in der Landwirtschaft. Auch die Angst vor Arbeitsplatzverlust scheint nicht gerechtfertigt: Geschätzt wird, dass bis 2025 60 Millionen neue Jobs weltweit durch KI und Robotik geschaffen werden könnten. Denn Künstliche Intelligenz ist nur so gut wie der Mensch, der sie bedient. So geht es zum Beispiel nicht darum, Managemententscheidungen zu automatisieren. Sondern darum, die Qualität von Entscheidungen zu verbessern. So gesehen entsteht eine Kooperation von menschlicher und künstlicher Intelligenz.
KI ist bereits seit längerem in unserem Alltag angekommen – ob wir mit Siri sprechen, mit einem Chatbot chatten, in DeepL einen Text übersetzen oder dem Navigationsgerät im Auto Befehle erteilen. Heute nutzt ein Mensch die Künstliche Intelligenz im Schnitt bereits 220 Mal am Tag. Höchste Zeit, die Angst davor zu verlieren.